Langer Knabe / Spiegelnde Wand
27. Grundschule in Berlin-Spandau 2000
Der Vorschlag verbindet zwei Standorte der Grundschule, zum einen die foyerartige Rotunde im ersten Stock (»Spiegelnde Wand«) und zum anderen den Schulhof (»Langer Knabe«) mit künstlerischen Eingriffen. Die Wände des im ersten Stock gelegenen, runden Foyers werden komplett vom Boden bis zur Decke mit verspiegeltem Acrylglas verkleidet. Durch die Krümmung des Raumes entstehen Zerrspiegelungen, die sich beim Durchschreiten verändern. Beim Herantreten an die verspiegelte Wand sieht man sein Spiegelbild gestaucht und in die Breite gezogen, wie in einem Spiegelkabinett. Bei der verspiegelten Rotunde wird die vorhandene Architektur als Träger für eine optische Installation genutzt. Der gebaute Raum wird mit dem Betrachter kurzgeschlossen, da dieser sich wie ein Kern in dem ihn umgebenden Raum spiegelt. Beim Durchschreiten und Herantreten verändert sich das Verhältnis von Mensch, Raum und Oberfläche. Die Architektur reflektiert den Menschen aufgrund ihrer runden Ausformung in bizarren, absurden, komischen und höchst abwechslungsreichen Bildern. Auf dem tortenstückförmigen Pausenhof ist an zentraler Stelle eine Figur plaziert. Diese Figur stellt einen Menschen dar, der bei normalem Körperumfang auf eine Größe von 4,5 Meter gedehnt wurde, also extrem schmal und langgezogen erscheint. Durch die ungewöhnliche Statur ist er weithin sichtbar und hat emblematischen Charakter. Das Moment des Dehnens, die Aufhebung der Maßstäbe, die man beim Durchschreiten des Foyers (siehe »Spiegelnde Wand«) erlebt, ist auch bei der Figur auf dem Schulhof das zentrale Moment. Die Längsdehnung der Figur entspricht dem gegenteiligen optischen Effekt der Spiegelung in der Rotunde, erlaubt ihr aber gleichzeitig, eine Blickachse zu dem im ersten Stock gelegenen Foyer zu etablieren. Das Sehen und der individuelle Blick, zentrale Momente der Kunst, stehen im Mittelpunkt der beiden Entwürfe. Das Auge konstruiert Räume und Zusammenhänge, die ihren Ausgangspunkt in der Architektur haben und diese nützen, um zu überraschenden und neuen Sichtweisen zu gelangen.